Jahresbrief 2017

Von | 20. Dezember 2017

Landsberg/München, im Dezember 2017

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

I bims d1 Gott“, so lautet die bekannte biblische Wendung in einer Bibelübersetzung in der Jugend- und „Vongsprache“.

Nativity with the Adoration of the Kings and the Shepherds

Das Unerhörte der Bibel steckte jedoch niemals in der Wortwahl. Luther ging es z.B. um die größtmögliche Genauigkeit und Verständlichkeit seiner Sprache. Die Sprache der Bilder hat allerdings schon immer ihre unentbehrliche Übersetzungsarbeit geleistet. „Nativity with the Adoration of the Kings and the Shepherds“, lautet der Titel des zentralen Chorfensters in St. Barrahane`s Church am Hochufer des Atlantik im südwestlichen Irland. Harry Clark (1889-1931) hat es 1917 gestaltet, zwei Jahre nachdem in der Nähe die Lusitania von einem deutschen U-Boot torpediert worden war. – Ein Ruder eines Rettungsbootes ist hier angeschwemmt worden, es steht im Vorraum der Kirche -. Harry Clark, der damals weltbekannte irische Glaskünstler, erzählt ganzjährig den Kirchenbesuchern die Weihnachtsgeschichte. Mit allem „Drum und Dran“: von den Schäfern bis zu den Magiern und natürlich in der Mitte die Heilige Familie. Nicht nur zur Weihnachtszeit wird in St.Barrahane vor Augen und Herz geführt: Christ ist geboren. Das putzmuntere Jesuskind winkt und segnet: Wachet auf! Nicht nur zur Weihnachtszeit – ganzjährig!

Es beginnt die Jahreszeit der Bilanzen. Da wollen wir im E.I.B.E nicht zurückstehen und mit diesem Brief unsere persönliche und sachliche Verbundenheit stärken – vor allem auch mit jenen unter Ihnen, die wir außerhalb der Münchner „Sitzungs-Bannmeile“ zu unserem Teilnehmer- und Freundeskreis zählen dürfen. Traditionellerweise hielten wir heuer drei Plenumssitzungen ab. Am 21.2. referierte Dr. U.Schmoll über Paul Tillich: „Die Grenze ist der eigentlich fruchtbare Ort der Erkenntnis“. Dr. Schmoll gab einen – medial sehr hilfreich aufbereiteten – instruktiven Einblick in Tillichs Werk und in dessen Relevanz gerade auch für unsere Zeit. Um hier nur einige Aspekte des Referates anzudeuten: P.Tillichs Biographie als „Grenzgänger“ fand ihren Niederschlag in seinem    Leit-begriff „Begegnung“ und in der Methode der Korrelation, des „Und“. Unterhalb des Grund-Satzes der Theonomie – also: dass die ganze Welt Gottes Welt ist – ist Glaube das Ergriffensein von dem, das uns unbedingt angeht. Hierbei ist er passives (Ergriffensein) und aktives Geschehen (Aneignung). Dies Geschehen einzuleiten und zu begleiten ist Aufgabe der religiösen Erziehung. Sie hat (auch im RU) Wissen über Religion und Wissen aus/in Religion zu vermitteln, wobei Religionskritik aus Religion zum protestantischen Prinzip gehört, im Sinne Jesu, der Propheten und Luthers.

Am 4.7. kam es im Rahmen unserer Parteiengespräche zum Kontakt mit den Freien Wählern. Beim sehr kollegialen Gedankenaustausch im Maximilianeum mit ihrem Bildungspolitischen Sprecher, Prof. Dr. Michael Piazolo, wurden u.a. die Schulstruktur in Bayern (Grundschule, Mittelschule, Realschule, G 8 und G 9), die Ganztagsschule, sowie der Religionsunterricht angesprochen. Dabei ergaben sich viele Übereinstimmungen zwischen den E.I.B.E-Teilnehmern und Prof. Piazolo. Er sprach sich für den Bildungsföderalismus aus (gegen Forderungen der FDP), ist für den Erhalt des gegliederten Schulwesens – auch im ländlichen Raum – sowie für Beibehaltung der schulartspezifischen Lehrerausbildung (doch mit stärkerer Berücksichtigung ethischer Fragen). Er lehnte die alleinige Maßgabe des Elternwillens beim Übertritt in Realschule/Gymnasium ab und berichtete u.a. über den Vorbehalt vieler muslimischer Eltern gegenüber einem schulischen Islamunterricht zu Gunsten eines Moschee-Unterrichts. Außerdem plädierte Prof. Piazolo engagiert für der Erhalt des konfessionellen Religionsunterrichtes.

In der Sitzung am 28.11. war StDin Vera Utzschneider unser Gast, Gymnasialreferentin am RPZ Heilsbronn. Sie referierte über „Das Gymnasium – ein Brennpunkt der pädagogischen und religionspädagogischen Diskussion“. V.Utzschneider entwickelte ein Modell „Öffentlicher Religionspädagogik“. Ihre Grundthesen lauten: „Christliche Religion braucht Bildung um ihrer selbst willen, aber auch: Bildung braucht Religion“. Und: „Religionspädagogik ist konstitutiv auf Öffentlichkeit bezogen, ist eine öffentliche Angelegenheit“. Konkretionen der Thesen betrafen u.a. die reflexive „Zivilisierung“ der Religion, die Wahrheitsfrage, den Umgang mit christlicher Tradition und die interdisziplinäre Gesprächsfähigkeit des RUs. – –

Neben den Plenumssitzungen des E.I.B.E. befasste sich der AK „Elternbriefe Religion“ auch in diesem Jahr mit Fragen von religiöser Erziehung und Religionsunterricht an weiterführenden Schulen. Der AK „Schule und Kirche“ arbeitete am Thema „Religion und Öffentliche Schule“, ein Thema, das angesichts der auch im Blick auf Religion und Glauben zunehmend heterogenen Schülerschaft immer aktueller wird. Das Ergebnis wird im neuen Jahr als Broschüre erscheinen und allen Teilnehmern am E.I.B.E. zugeschickt.

Auch außerhalb der Plenumssitzungen waren heuer wieder E.I.B.E.-Teilnehmer aktiv. Um nur weniges zu nennen: Dr. G.Simon arbeitete an Themen der bayerischen Kirchengeschichte, R.A.Kitzmann referierte zur Reformation in München und schrieb über Ökumene, Dr.Anselm hielt weiterhin die Kontakte zum Bayerischen Philologenverband und zur Gesellschaft für wissenschaftliche Religionspädagogik, an deren Jahrestagung er in Wien teilnahm. Ihr Thema: „Wege zu einer migrationssensiblen Religionspädagogik“ – nach Prof. Dr. H.Simojoki ein Grundmoment der aktuellen pädagogischen Diskussion. Interessant und kennzeichnend zugleich: Unter der Prämisse, dass sowohl das AT wie das NT (Ägypten) von Fluchterfahrungen her geprägt ist, lag der Fokus der Referate durchweg auf der Situation und Befindlichkeit der ankommenden Jugendlichen – nicht aber auf der mehr und mehr drängenden Frage, wie man unseren evangelischen Jugendlichen helfen kann, sich in der neuen Situation zurechtzufinden.

Lydia Herold als erste Vorsitzende und Richard Schwemer als Stellvertreter engagierten sich mit großem Erfolg im von ihnen geleiteten Freundeskreis des RPZ Heilsbronn und hielten die Verbindung zum dortigen Direktor K.Buhl. T.Seng, wie K.Fikenscher bislang Mitglied des Vorbereitungskreises der Philologentagung des Dekanates München, musste leider berichten, dass diese so wichtige und ruhmreiche Veranstaltung aufgegeben wurde.

Der Sprecherkreis hat sich in bewährter Freundschaft regelmäßig getroffen und freut sich sehr, dass Frau M.Völkel zu ihm gestoßen ist und seine Frauenquote auf 25 % angehoben hat.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Dienststellen im Landeskirchenamt, die uns den Sitzungsraum und die Versandmöglichkeit zur Verfügung stellen, bei Frau Fränzel und Frau Heim. Ohne ihre Hilfe könnte unser Initiativkreis nicht in der bewährten Weise fortgeführt werden.

Auch am Ende dieses Jahres danken wir Ihnen und Euch allen für das Interesse an unseren Veranstaltungen und Aktionen, sowie für alle kollegialen Kontakte. Es tut gut, dass wir damit in ganz Bayern – und darüber hinaus – eine geistige und geistliche Verbundenheit erfahren.

Wir freuen uns auf Ihr und Euer Interesse und weitere Zusammenarbeit im neuen Jahr und wünschen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest und ein von Gott behütetes, gutes 2018.

Tilman Seng, Maria Völkel, Helmut Anselm, Richard Schwemer

Unsere nächste Sitzung findet am 6. Februar 2018 statt, für die wir erfreulicherweise Herrn Oberkirchenrat D.Bierbaum gewinnen konnten.

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