Jahresbrief 2016

Von | 14. Dezember 2016

Sprecherkreis

Landsberg/München, im Dezember 2016

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

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in der Staatsbibliothek Bamberg wird das wunderbare Graduale aus dem Zisterzienserkloster Langheim aus dem Jahr 1496 aufbewahrt. Verschwenderisch geht der Schreiber und Künstler mit dem Gold der Initiale „E“ um. Nichts ist kostbar genug, um angemessen die Nachricht “ Puer natus“ zu verkünden. Die Weisen aus fernen Landen haben es als Erste begriffen: mit dem Kindlein aus und auf Marienschoß bricht die neue Zeit an. Das himmlische Gold ergießt sich auf die Häupter der ungleichen heiligen Familie. Himmel und Erde verbinden, verbünden sich in der heiligen Nacht – die Konsequenzen sind unabsehbar. Das goldige „E“ umfängt Himmel und Erde: E – Evangelium – Gute Nachricht: weltverändernd – leicht überhörbar – unendlich kostbar!

Am Beginn unseres Jahresrundbriefes möchten wir für die vielen freundlichen und freundschaftlichen Antworten danken, die wir zum Jahresbrief 2015 bekommen haben. Es ist für uns sehr schön zu spüren, wie wir im Lauf der Jahre aus Nah und Fern zu einer Gemeinschaft von Freundinnen und Freunden zusammengewachsen sind. Und es macht uns Freude und Mut, auch 2017 wichtige Themen der Bereiche Bildung und Erziehung aus evangelischer Perspektive zu diskutieren und entsprechende Impulse in die allgemeine Bildungsdiskussion einzubringen.

Auch dieses Jahr konnten wir drei Plenumssitzungen abhalten, erstmals im Landeskirchenamt, wo wir dankenswerter Weise auch in Zukunft tagen dürfen. In der Sitzung am 23.Februar bot die verantwortliche Leiterin für den Mittelschulbereich in München, unser Mitglied Schulamtsdirektorin Frau M.Völkel, einen faszinierenden Einblick in die „schulorganisatorische und schulpädagogische Situation der ’neuen‘ Mittelschule in München unter besonderer Berücksichtigung schulpflichtiger Flüchtlingsschüler und von Schülern mit Migrationshintergrund“. Leider wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig gewürdigt, mit welch reformerischen Anstrengungen und Engagement der Lehrkräfte gegen das Vorurteil „Hauptschule=Restschule“ ein hoch differenziertes, attraktives und effizientes Schulwesen geschaffen haben mit drei berufsorientierten Säulen Wirtschaft – Technik – Soziales, enger Kooperation mit Wirtschaft, Arbeitsagentur und Berufsschule, mit Ganztagsangeboten und Leistungsdifferenzierung bis hin zum Mittleren Schulabschluss. Außerdem wurden spezielle Angebote für Flüchtlinge und Migranten geschaffen, angefangen vom Kindergarten über Übergangsklassen bis hin zu berufsorientierten Modulen. So ist es kein Zufall, dass im Gegensatz zu vergleichbaren außerbayrischen Großstädten in München die Integration und Förderung der Zugewanderten in hohem Maße gelingt.

Am 12.Juli fand unsere 50.Sitzung statt. Unsere „Jubiläumssitzung“ konnten wir im Maximilianeum abhalten. Dort war im Rahmen unserer Parteienkontakte ein Gespräch mit Kultusstaatssekretär Georg Eisenreich vorgesehen. Leider erkrankte er unmittelbar zuvor. Erfreulicher Weise sprang aus unserem Kreis R.A. Kitzmann ein, der in sein neues Buch „Wagnis Widerstand“ einführte. In ihm setzt er nach umfangreichen Recherchen ein literarisches Denkmal der nicht geringen Zahl von Münchner Gemeindegliedern und Pfarrern, die gegen das Hitlerregime Widerstand leisteten. Er schließt damit eine wichtige Lücke in der Diskussion über das Evangelische München im Dritten Reich. Anschließend stellte H.Anselm unsere 2016 entstandene Broschüre vor „Macht Religion gewalttätig? Eine Frage an Christentum und Islam. Ein Thema in Schule und Gesellschaft“ . Sie wurde in weiten Kreisen sehr positiv aufgenommen und ist leider bereits vergriffen. Ihr Text steht jedoch auf der Homepage des E.I.B.E unter www. eibe-initiativkreis-bayern.de.

Auch die dritte Sitzung des E.I.B.E hielten wir am 22.November im Maximilianeum ab. Hier konnte das Gespräch mit Kulturstaatssekretär G.Eisenreich nachgeholt werden. In einer sehr offenen und kollegialen Atmosphäre kamen u.a. die Themen „Christlicher Glaube in der Schule von morgen“, Beibehaltung des konfessionellen Religionsunterrichtes, demographische Folgen für das differenzierte Schulwesen sowie Probleme der Digitalisierung zur Sprache, ferner Fragen der Beschulung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, von Lehrerversorgung, Islamunterricht, Sexualerziehung, sowie die Belastung der Lehrkräfte.

Neben den Plenumssitzungen befasste sich der Arbeitskreis „Elternbriefe Religion“ weiterhin mit Fragen von religiöser Erziehung und Religionsunterricht an weiterführenden Schulen – ein Bereich, der nicht zuletzt durch neueste Umfragen sehr brisant geworden ist. Der Arbeitskreis „Schule und Kirche“ wird sich im neuen Jahr mit der ebenfalls brisant gewordenen Frage „Christentum und Öffentliches Schulwesen“ beschäftigen. Dietlinde Kunad und Helga Müller-Bardorff waren auch heuer die uns liebevoll bewirtenden Gastgeberinnen. Ihnen ganz herzlicher Dank!

An sonstigen Aktivitäten sind u.a. zu nennen: H.Müller-Bardorff verfasste eine sehr einladend gestaltete Broschüre für Migranten über Feste und Brauchtum im Jahreslauf. H.Anselm hielt weiterhin die Kontakte zum Forum Bildungspolitik, zum Philologenverband und zur Gesellschaft für wissenschaftliche Religionspädagogik. An deren Jahrestagung zur Zukunft des konfessionellen Religions-unterrichtes waren u.a. drei Aspekte interessant: Zum einen, dass (wider Erwarten!) kein Ende des konfessionellen Unterrichtes gefordert wurde, zum anderen, dass zwischen den Konfessionen faktisch keine Glaubensdifferenzen mehr gesehen werden, zum dritten wurde in einer Diskussionsrunde betont, wichtiger als alle Glaubensdifferenzen sei für Jugendliche der konfessionelle „Frame“, in dem sie den Religionsunterricht erleben: also die Einbettung des Evangelischen in bestimmte Riten, Bräuche und Sitten. So erwähnte Prof. Fulbert Steffenski, welch große Bedeutung für ihn die Gerüche hatten und haben, wenn er eine christliche Kirche betrete. Dieser dritte Punkt wird in Religionspädagogik und Religionsunterricht zu wenig beachtet.

Richard Schwemer hielt die Verbindung zum Freundes- und Förderkreis des RPZ Heilsbronn, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist, Tilman Seng zum Dekanat München im Rahmen des Vorbereitungskreises der traditionellen Philologentagung.

Der Sprecherkreis, der sich viele Male traf, hielt den Kontakt zum LKA, in dem er in Eckhard Landsberger einen außerordentlich entgegenkommenden und hilfreichen Ansprechpartner fand. Ihm, der seit Kurzem im Ruhestand ist, sei auch an dieser Stelle unser herzlicher Dank gesagt!

Am Ende dieses Jahres bedanken wir uns bei allen E.I.B.E-Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Interesse an unseren Veranstaltungen und Aktionen. Herzlich grüßen wir auch die, die zwar nicht an unseren Veranstaltungen teilnehmen konnten, sich aber unserem Initiativkreis verbunden wissen und sich weiterhin zu uns zählen. Es tut gut, dass damit in ganz Bayern – und darüber hinaus – eine geistige und geistliche Verbundenheit zu spüren ist.

Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit im kommenden Jahr und wünschen Ihnen und Euch ein frohes Christfest und ein von Gott begleitetes, gutes Jahr 2017.

Tilman Seng, Helmut Anselm, Richard Schwemer, Maria Völkel

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