Jahresbrief 2014

Von | 7. Februar 2015

Dezember 2014

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

1-img016-1, Museo de Arte

in Barcelona im Museo de Arte kann man einer bemerkenswerten Weihnachtsgeschichte begegnen. Mit dem Pinsel erzählt der Catalane Bergueda im 12.Jahrhundert seine sehr eigene Geschichte von der Geburt des Jesuskindes: Mit wachen, aufgeweckten Augen blickt sein Neugeborenes zum Himmel – von dem es ja kommt. Die ordentliche Maria behindert es schier in seiner Bewegungs-freiheit mit der kostbaren, eng gewickelten, bändergeschmückten Windel. Das komfortable, romanisch verzierte Babybettchen samt weichem Kissen stünde einem Königskind gut an. Auch Maria scheint sich mit ihrem Kopf- und Fußkissen auf sitzsackartigem Ruhebett recht wohl zu fühlen. Keine Spur mehr von den Mühen der Geburt. In dieses luxuriöse Familienidyll blicken Ochs und Esel – recht erstaunt – gleichsam als Vertreter der Weltöffentlichkeit. Nur Berguedas Josef scheint, noch etwas begriffsstutzig, über das unglaubliche Geschehen nachzudenken. Wer kann schon das Wunder einer Geburt begreifen. Besonders wenn ihm später seine menschliche Vaterschaft noch streitig gemacht wird. – Staunen, nachdenken, zweifeln, sich wundern über das weihnachtliche Wunder ist erlaubt – dafür bekommt Josef als einziger den Heiligenschein. — Tun wir’s ihm nach!

Das Jahr 2014 war wieder ein gutes E.I.B.E-Jahr. In München hat der Arbeitskreis „Schule und Kirche“ die Arbeit am Thema Bildung abgeschlossen und unter dem Titel „Jeder Mensch hat Bildung – Einspruch gegen ein verengtes Bildungsverständnis“ – veröffentlicht. Die Adressaten dieser Schrift sind u.a. Schulbeauftragte für den RU und Bildungseinrichtungen. Gefreut hat uns das Echo mehrerer Universitätsdozenten, die sich sehr positiv zur Schrift geäußert und zum Teil für ihre Studenten nachgefordert haben. Auch im Forum Bildungspolitik Bayern fand sie gute Resonanz. Erfreulicherweise hatte H. Anselm die Gelegenheit, über diese Schrift im Rahmen eines Regensburg-Prag-Kooperationsprojektes vor Prager Studenten zu referieren. Zurzeit befasst sich der Arbeitskreis mit der Frage „Fremdreligionen als Thema des Religionsunterrichtes“ – ein angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen brennendes Problemfeld. In Nürnberg setzte der Arbeitkreis „Elternbriefe zur religiösen Erziehung“ seine Arbeit fort und hofft, sie im Laufe des nächsten Jahres zum Abschluss zu bringen.

Unsere drei Plenumssitzungen waren wie immer gut besucht. Am 18.2. referierte Pfarrer Klaus Buhl, der Direktor des Religionspädagogischen Zentrums Heilsbronn, zum Thema „Aus der Arbeit des RPZ und Perspektiven zur aktuellen pädagogischen und religionspädagogischen Diskussion“. Er gewährte Einblicke in den aktuellen Stand der Arbeit an seinem Institut und umriss mögliche zukünftige Entwicklungen im Bildungs- und Ausbildungsbereich der Landeskirche. Auch Probleme durch die demografischen Verän-derungen in der evangelischen Diaspora kamen zur Sprache.

Martin Güll (MdL/SPD), der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport, hatte uns am 1.7. zu einem Kontaktgespräch in den Bayerischen Landtag eingeladen. Dabei nahm er Stellung u.a. zur Gliederung des bayerischen Schulwesens, wobei er das selektive Schulsystem kritisierte und längeres gemeinsames Lernen forderte. Dazu plädierte er für das „Zwei-Säulen-Modell“ als Nebeneinander von Gemeinschaftsschule und Gymnasium. Außerdem müssten die Inklusionsbemühungen personell und finanziell stärker gefördert werden. Das anschließende Gespräch fand in offener und freundlicher Atmosphäre statt.

Am 25.11. referierte Dr. H. Anselm zum Thema „ Fremdreligionen im Unterricht – ein Spiel mit dem Feuer? Zur Frage der Kompetenz der Lehrer und der Dialogfähigkeit der Schüler“. Er stellte die im Arbeitskreis „Schule und Kirche“ erarbeiteten Inhalte vor. Dabei kamen wichtige Aspekte der Begriffsproblematik im Dialog der verschiedenen Glaubensgemeinschaften und Fragen eines „sachgerechten“ Umgangs mit Fremdreligionen zur Sprache. Die anschließende Diskussion lieferte noch wichtige Impulse für die zu diesem Thema vorgesehene E.I.B.E-Broschüre, die Lehrkräften, Ausbildern und Interessierten im nächsten Jahr zukommen soll.

Der Sprecherkreis plante und reflektierte in zahlreichen Sitzungen die E.I.B.E-Aktivitäten. Dies geschah wie immer in freundschaftlicher und vertrauensvoller Atmosphäre. Dabei wurde auch die Gestalt unserer neuen Homepage entwickelt, die wir nach Fertigstellung Anfang 2015 freischalten wollen.

Das Sprecherteam pflegte außerdem eine Reihe von Kontakten zu Institutionen: R. Schwemer hielt als Vorstandsmitglied des Freundes- und Förderkreises Kontakt zum RPZ. H. Anselm vertrat den E.I.B.E im Forum Bildungspolitik und hielt dort ein Referat über die Auswirkungen der „Digitalen Revolution auf Jugendliche“. Er nahm an der Jahrestagung der „Gesellschaft für wissenschaftliche Religionspädagogik“ in Hildesheim teil sowie an der Inklusionstagung des GVEE und der Evang.-Theologischen Fakultät der LMU. H. Anselm freute sich über die Einladung zum Festakt anlässlich des 80.Geburtstages von Prof.Dr.H.J. Fraas.

Wir bedanken uns am Ende dieses Jahres wieder bei allen Teilnehmern für ihr Interesse an unseren Veranstaltungen in München. Ein besonderer Dank auch an Helga Müller-Bardorff, die den Arbeitskreis „Schule und Kirche“ regelmäßig zu Sitzungen nach Garmisch einlädt, sowie Dietlinde Kunad für ihre Gastfreundschaft bei den Treffen des Arbeitskreises „Elternbriefe“ in Nürnberg.

Herzlich grüßen wir auch die, die zwar nicht an unseren Veranstaltungen teilnehmen können, sich aber unserem Initiativkreis verbunden wissen und sich auch weiterhin zu uns zählen. Es tut gut, dass damit in ganz Bayern – und darüber hinaus – eine geistige und geistliche Verbundenheit zu spüren ist.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit im kommenden Jahr und wünschen Ihnen und Euch ein frohes Christfest und ein von Gott begleitetes, gutes Jahr 2015!

 

Tilman Seng, Helmut Anselm, Richard Schwemer

 

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